Rückkehr des Winters ermöglicht vereinzelte Eisweinlesen
Die Rückkehr des Winters zu Beginn der zweiten Januarwoche mit frostigen Nachttemperaturen bis mancherorts -11° C ermöglichte es einzelnen Weinerzeugerinnen und -erzeugern erneut, das begehrte gefrorene Lesegut zu ernten.
So konnte das Weingut Herzer aus Naumburg/Roßbach im Weinanbaugebiet Saale-Unstrut am 9. Januar in den frühesten Morgenstunden bei klirrenden -11°C Weißburgundertrauben mit 185°Oe aus der Lage Steinmeister auf einer Fläche von ca. 0,3 ha ernten, die laut Stephan Herzer rund 400 Litern Eiswein ergaben.
Auch das Weingut H. Freiberger in Heppenheim an der Hessischen Bergstraße freute sich über einen krönenden Abschluss des Erntejahrgangs 2023. "Bei -9°C konnten wir am Heppenheimer Stemmler Rieslingtrauben mit etwa 185°Oe für ca. 60 - 70 Liter Most ernten", berichtet die ehemalige deutsche Weinprinzessin Charlotte Freiberger. Am 20. Januar nutzte die Bergsträsser Winzer eG die eisigen Bedingungen, um in der Lage Heppenheimer Stemmler bei beeindruckenden -12°C gefrorene Trauben der PIWI-Sorte Souvignier Gris mit 170°Oe zu lesen. Die Ausbeute wird vermutlich bei etwa 250 Flaschen liegen.
Bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Winzergenossenschaft Meißen in Sachsen herrschte ebenfalls Freude über eine erfolgreiche Eisweinlese am 9. Januar: Bei frostigen -11°C wurden auf 0,3 ha gefrorene Trauben der Sorte Cabernet Blanc geerntet.Insgesamt konnten 700 Liter Most mit einem Mostgewicht von 186°Oe gewonnen werden. Auch das Weingut Herzer aus Roßbach im Anbaugebiet Saale-Unstrut konnte in den frühen Morgenstunden bei eisigen -11°C Weißburgundertauben ernten. Winzer Stephan Herzer rechnet mit rund 400 Litern Eiswein.
Knackig kalt war es auch in Iphofen im Landkreis Kitzingen in Franken, wo das Weingut Ilmbacher Hof bei Temperaturen um -8°C Silvaner-Trauben mit dem hohen Wert von 208°OE einbringen konnte. Winzer Thomas Fröhlich, der erstmals gesunde Trauben für Eiswein lesen konnte, rechnet mit einem Ertrag von knapp 50 Litern.
An der Ahr konnte das Weingut Oliver Schell in Rech bei -9°C Spätburgundertrauben mit 195°Oe in der Lage Möchberg/Mayschoss für die begehrte Rarität lesen. Nach Schätzung des Winzers Oliver Schell wird der Ertrag bei rund 50 Litern Traubenmost liegen.
In der zweiten Januarwoche lasen fünf Mitglieder der Durbacher Winzer in Baden bei -8°C 320 Liter Riesling Eiswein. Das Weingut Löffler aus Staufen-Wettelbrunn hat am 12. Januar in Ballrechten-Dottingen morgens um fünf Uhr gefrorene Gutedel-Trauben gelesen, die etwa 400 Liter Eiswein ergaben. Etwa 500 Liter Gewürztraminer-Eiswein und 900 Liter der Sorte Gutedel konnte die Winzergenossenschaft Britzingen einholen. Außerdem waren die Winzer des Sasbacher Winzerkellers mit einer Spätburgunder-Eisweinlese erfolgreich.
In der Nacht auf den 12. Januar brachte in Württemberg das Bio-Weingut Häußermann aus Waiblingen 100 Liter Sauvignon gris mit etwa 160°Oe ins Fass. Das Weingut Bernhard Ellwanger in Weinstadt erntete am Geradstettener Lichtenberg Cabernet Cubin-Trauben mit 168°Oe für ca. 240 Liter zuckersüßen Most. Das Team um Leon Gold in Weinstadt war gleichfalls erfolgreich: Bei -8,5°C wurde Goldmuskateller aus der Lage Steingrüble eingebracht. Die gleiche Rebsorte stand auch beim Weingut Klopfer im Fokus: „Bei perfekten Bedingungen konnten wir endlich unseren Goldmuskateller heimholen“, freut sich Christoph Klopfer. Über eine erfolgreiche Lese von rund 100 Litern Riesling-Eisweinmost mit 150 Grad Oechle freuten sich zudem die Weingärtner Freudenstein-Hohenklingen, die Ihre Weine über die WZG in Möglingen vermarkten.
In der Pfalz konnte laut Auskunft des Landesuntersuchungsamts RLP lediglich ein Weinbaubetrieb tief gefrorenes Lesegut der seltenen Sorte Petit Manseng ernten.
Frühe Eisweinlese Anfang Dezember
Bereits Anfang Dezember 2023 hatte der Winter seine Fühler ausgestreckt und ermöglichte Weinbaubetrieben aus Rheinhessen, Württemberg, Franken sowie von der Mosel schon sehr früh eine Eisweinlese. Aus Württemberg hatten die Weingärtnergenossenschaft Metzingen-Neuhausen eine Lese von etwa 400 kg Trauben bzw. 70 Liter Most mit 140°Oe und die Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt (LVWO) Weinsberg die Ernte von 700 Kilogramm Riesling-Eisweintrauben vermeldet. (Video-Archiv, Eisweinlese)
Das Weingut Andreas Braun im fränkischen Volkach konnte bei eisigen Temperaturen gefrorene Trauben für etwa 200 Liter Riesling-Eiswein ernten. An der Mosel war Ende letzten Jahres nur ein Betrieb mit 130 Litern Riesling-Eiswein erfolgreich und in Rheinhessen konnten von vier Erzeugern Silvanertrauben für die Eisweinbereitung gelesen werden.
Nicht ohne Risiko - Eisweinpoker
Eiswein ist für die Winzer immer mit einem Risiko verbunden. Denn wenn sich keine ausreichend kalten Temperaturen einstellen, bedeutet das für die Winzer oftmals einen Totalverlust, teilweise können die Trauben auch noch als Beerenauslese verwendet werden. So verzeichnen die für eine Eisweinernte angemeldeten Flächen in den letzten Jahren einen stetigen Rückgang.
In Rheinland-Pfalz meldeten in diesem Jahr 40 Weinbaubetriebe rund 32 Hektar zur Eisweinernte an, 2022 waren es nur 24 Hektar. In den Jahren zuvor waren es 107 Hektar (2021) und 2018 sogar mehr als 500 Hektar. Eiswein sei eine Rarität und verlange dem Winzer viel Können ab. "Gerade nach einem schwierigen Herbst wagen nur noch wenige Winzer das Risiko", so Benjamin Petry Weinbaureferent bei der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz. Für dieses Winterhalbjahr seien Flächen vor allem für Riesling und Silvaner, gefolgt von Gewürztraminer, angemeldet worden.
Auch in Franken/Bayern setzen laut Informationen des Fränkischen Weinbauverbands immer weniger Winzer auf Eiswein, da die Winter immer wärmer werden und oft erst im Januar oder Februar frostige Temperaturen herrschten. Während 2012 noch etwa 40 Betriebe Eiswein lesen konnten, waren es 2022 lediglich sieben Weinerzeuger, die insgesamt etwa 600-700 Liter des begehrten Leseguts ernten konnten.
Minus Sieben Grad
Für eine Eisweinlese müssen die Trauben durchgefroren sein. Dazu braucht es mindestens minus sieben Grad über mehrere Stunden. Die überreifen Trauben werden gefroren gelesen und gepresst.
Edelsüße Spezialität international gefragt
Das Geheimnis der Eisweine liegt in der dichten Konzentration der Inhaltsstoffe von möglichst gesunden Weintrauben. Bei den frostigen Temperaturen gefriert das Wasser in den Beeren und verbleibt in der Weinpresse. Von der Kelter tropft der Saft dann süß wie Honig. Moste mit derart hohen Zuckergehalten können von den Hefen nur sehr mühsam zu Wein vergoren werden. Dementsprechend haben Eisweine in der Regel sehr hohe natürliche Restzuckergehalte von weit über 100 Gramm pro Liter, weisen aber im Gegensatz zu südländischen Süßweinen nur relativ geringe Alkoholgehalte auf - oftmals nur um sieben Volumenprozent.
International große Anerkennung
Das besondere dieser edlen Tropfen ist zudem, dass diese enorme Restsüße dank der frischen Fruchtsäure dennoch nicht aufdringlich wirkt. Als Rarität und Spezialität genießen die deutschen Eisweine auch international große Anerkennung.