Jugendstil-Stadt Traben-Trarbach
Ein wahres Denkmal für die Bedeutung des Weinhandels an der Mosel, das ist die Jugendstil-Stadt Traben-Trarbach an der Mittelmosel. Um 1900 war die kleine Stadt im Moseltal die wichtigste Weinhandelsstadt der Welt - nach dem französischen Bordeaux.
Es war die Hochzeit des Moselweins, der von hier in die ganze Welt verschifft wurde. Mehr als einhundert Kellereien und Weinhandlungen hatten hier ihren Sitz und verschifften von Traben-Trarbach aus ihren Tropfen nach England, Russland und natürlich auch quer durchs Deutsche Reich.
Der Reichtum aus dem Weinhandel zeigte sich schnell auch in der Architektur des Ortes: Die reichen Weinhändler und Weingutsbesitzer ließen sich von prominenten Architekten wie dem Berliner Professor Bruno Möhring prachtvolle Villen im Jugendstil sowie Kellereigebäude und weitläufige Kelleranlagen errichten. Eine komplette Route führt durch den Ort zu den schönsten Jugendstil-Villen wie etwa die Villa Huesgen, erbaut 1904 für den Weinhändler Adolph Huesgen im formvollendeten Jugendstil, oder die ein Jahr später errichtete Villa Breucker, ein kubisch-verschachtelter Jugendstilbau für den Weinhändler Gustav Breucker.
Zum Markenzeichen für die Jugendstil-Epoche der Stadt wurde das Brückentor, 1899 ebenfalls von Möhring errichtet. Es markierte die erste Straßenbrücke, die es zwischen Bernkastel und Koblenz gab. Nebenan erbaute Richard Feist nach den Plänen Möhrings 1903 das Hotel „Clauss-Feist“, das schnell zu legendärem Ruf kam. In dem Bau finden sich zahlreiche Elemente mit Bezug zum Wein, nicht zuletzt wurde der Turm dem Hals einer Sektflasche nachempfunden – Drahtverschluss und Korken inklusive. In Erinnerung an den Gründungsnamen trägt in dem heutigen „Bellevue“ Hotel das Restaurant immer noch den Namen Claus Feist.
Mehrere der alten Kellereien sind noch – oder wieder – in Betrieb. So führt noch heute ein Adolph Huesgen die Weinhandlung „Wildbad Wein“ in historischen Gebäuden – samt einem Riesling der Marke „Villa Huesgen“. Und wem das oberirdische Traben-Trarbach nicht reicht, der geht in den Untergrund: Im Zuge des Erfolgs des Moselweins wurden nämlich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts große Flächen des Stadtkerns unterkellert, teilweise in mehreren Stockwerken untereinander. Auch das spiegelt die Bedeutung von Traben-Trarbach als der einst bedeutenden Weinhandelsstadt der Welt wieder.