Römervilla Weilberg und Weinkelter
Unter einem roten Dach liegt in den Weinbergen am Rand der Kur- und Kreisstadt Bad-Dürkheim ein wahrer Schatz verborgen: eine fast 2000 Jahre alte Kelteranlage aus der Römerzeit. Die Anlage ist die einzige ihrer Art zwischen der Südpfalz und der Mosel.
Ihr Fund bei Grabungsarbeiten im Rahmen der Flurbereinigung in unmittelbarer Nähe des Stadtteils Ungstein im Jahr 1981 war nichts weniger als eine Sensation: Mit der Römerkelter von Ungstein konnten die Archäologen endlich auch beweisen, dass die Römer an den Hängen der Pfalz Weinbau betrieben.
Vor allem die große Römervilla, etwas oberhalb der Kelter gelegen, ließ die Experten staunen: Das gewaltige Anwesen aus dem 1. Jahrhundert nach Christus, erbaut von einem reichen Römer aus Worms, wies einst drei Stockwerke auf. 70 Meter maß allein die Front des Herrenhauses, das Gebäude war 15 Meter tief und hatte je zwei vorgezogene Seitenschiffe. Die Villa war der erste gefundene römische Großbau in der Pfalz und wies nach: Auch hier betrieben die Römer Landwirtschaft im großen Stil. Gut 75.000 Quadratmeter umfasste das Gut, angebaut wurde Getreide – und Wein.
Gekeltert wurde der in den drei unscheinbaren Becken im Nebengebäude. Deren Funktion wurde den Archäologen erst durch weitere Funde klar: Ein Rebmesser aus der Antike, eine Sichel, eine Weinbergshacke, dazu zahlreiche Rebsamen alter Weinsorten fanden die Forscher in und neben den Becken. Die wissenschaftliche Untersuchung ergab: Es handelte sich um Wildreben sowie um frühe Formen von Riesling-, Traminer- und Burgunder-Trauben. Damit war der Nachweis erbracht, dass hier schon die Römer die Trauben mit den Füßen traten.
Die Trauben wurden in die beiden äußeren Becken gefüllt und dort zertreten, der Most floss in das etwas tiefere mittlere Becken, wo er ausgeschöpft und in Fässer gefüllt wurde. Etwa 200 000 Liter konnte hier nach Schätzungen der Experten pro Jahr produziert werden. Am 25. Oktober 1991 wurde in dem antiken Kelterhaus nach rund 1500 Jahren Betriebspause wieder die Produktion aufgenommen: In den restaurierten Becken wurden erneut Trauben mit Füßen getreten und der Rebensaft zu Wein verarbeitet. Auch der Weinbau selbst ist bis heute geblieben: Ein reaktivierter römischer Weinberg trägt heute wieder Trauben - mit moderner amtlicher Prüfnummer. Römisches Leben herrscht ansonsten wieder Ende Juni eines jeden Jahres im Weingut Weilberg - wenn das „Weinfest an der Römerkelter“ gefeiert wird.