"Der Weinigel" Johannes Karkosch plädiert für Weinidentität

18.01.23

Das Deutsche Weininstitut (DWI) interviewt Journalisten, Blogger, Sommeliers und Influencer zum Thema "Weinland Deutschland". Johannes Karkosch ist nicht nur "der Weinigel", sondern auch Sommelier und Webshop-Betreiber. Wer schuf den sympathischen "Weinigel"? Welche Weine faszinieren ihn zurzeit? Hier verrät er es:

  • DWI Aktuell

Wer hat Sie zu dem „Weinigel“ inspiriert?
Inspiriert hat mich meine Frau dazu. Ihr fiel das bei einem Brainstorming in familiärer Runde ein, und innerhalb kürzester Zeit fanden wir jede Menge Verbindungen, warum das einfach passt wie die Faust aufs Auge. Gezeichnet hat den Weinigel ein Grafikdesigner nach strengen Vorgaben und vielen Revisionen :D.

Was begeistert Sie am Umgang mit Weininteressierten/-kunden
Ich glaube, echte Leidenschaft ist etwas, das uns Menschen zutiefst anspricht und begeistert. Wenn wir mit einem Menschen sprechen, bei dem wir spüren, er brennt für das was er tut, ist das etwas Wundervolles. Genauso toll ist es, wenn wir selbst das mit andern teilen können, wofür wir selbst brennen. Genau das kann ich tun bei meinen Tastings und im Kontakt mit Kunden.

Wie lautet ihr vinophiles Erweckungserlebnis?
Als ich vor etwa 5 Jahren (mit null Hintergrund) angefangen habe mich für Wein zu interessieren, habe ich schnell gemerkt, dass Wein sehr viele Dinge in sich vereint, die mich begeistern, bzw. die mir wichtig sind im Leben: bewusster Genuss, Abwechslung, Komplexität/Tiefgründigkeit, Geselligkeit und Wertschätzung für die Natur. Von da an war es dann irgendwie schnell klar, dass mich dieses Thema so schnell nicht loslassen wird.

Und ihre jüngste (gebietliche) Rebsorten-Recherche?
Oh, da hab ich einige Projekte offen würde ich sagen… Aber die zwei wichtigsten aktuell: Riesling von der Nahe, Burgunder vom Kaiserstuhl.

Worin unterscheiden sich Weinfreunde der Bodensee-Region von denen in Metropolregionen?
Ich würde sagen, die Hamburger genießen den Luxus, KEIN Weinanbaugebiet direkt vor der Nase zu haben. Ich erlebe es leider besonders im Süden Deutschlands viel zu oft, dass man gerne und viel lokalen Wein trinkt, aber sobald es über das eigene Anbaugebiet hinausgeht, greift man nach Venetien und Apulien, anstatt nach Rheingau und Mosel. Da sind dann auf der Karte im Restaurant 25 Bodensee-Weine, 1 Rheingauer, 1 Pfälzer, gefolgt von 40 Italienern und 30 Franzosen.

Da würde ich mir sehr wünschen, dass wir Deutsche mehr zu einer heimischen Weinidentität finden, so wie ich das in Österreich, Italien, Frankreich, etc… erlebe. Dass wir uns offener auf den Weg machen, die heimische Welt fantastischer Weine zu entdecken und ein Stück mehr Wein-Patriotismus entwickeln. Grund genug Stolz zu sein auf die Weine aus unserem Land haben wir ja.

In Ihrem YouTube-Videokanal "der Weinigel" teilen Sie Wein-Erlebnisse. Welches deutsche Anbaugebiet ist dort (noch) unterrepräsentiert?
Ich denke ganz sicher mal Württemberg. Da durfte ich persönlich schon einiges entdecken, was mich sehr bereichert hat. In meinen Augen aber auch Franken. Da hab ich selbst auch noch einiges an Nachholbedarf.

Deutsche Weinerzeuger sind/werden/waren…
…nach dem Krieg eine ganze Weile etwas auf Abwegen.
...sind für mich eine Erinnerung an die goldenen Zeiten von "Made in Germany": Akribische Genauigkeit, hohe Handwerkskunst und Hingabe an Qualität.
...werden bei ihrem internationalen Siegeszug noch so richtig Fahrt aufnehmen und den ein oder anderen Winzer jenseits unserer Grenzen ordentlich ins Schwitzen bringen.

Danke für das Gespräch, Herr Karkosch!

Mehr: "Der Weinigel" im Web

In dieser Interview-Serie bereits erschienen:

Tipp: "7 Fragen zu deutschem Wein"

Hier plaudert die internationale Weinszene aus dem Nähkästchen: Das Deutsche Weininstitut stellt herausragenden Persönlichkeiten der internationalen Weinszene je sieben Schlüsselfragen zu deutschem Wein.

Bereits erschienen:

Interview mit Jancis Robinson MW
Interview mit Lars Daniels MV
Interview mit Takahiro Yamano
Interview mit Peter Kuhn - Gänsehautgefühl des Riesling Fellow

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