Weinstadt Deidesheim
Hier wurde der erste Qualitätswein der Pfalz hergestellt, von hier aus die deutsche Weinbaupolitik maßgeblich mitgestaltet - kaum eine andere Stadt darf sich so sehr zu Recht „Hüter der Weinbaukultur“ nennen wie das pfälzische Deidesheim.
85 professionelle Weinbau-Betriebe gibt es heute – darunter die ganz großen Namen der Weinbauzunft wie Bassermann-Jordan und Reichsrat von Buhl. Die Weine des Reichsrats rühmte einst Reichskanzler von Bismarck, mit diesen Weinen wurde zur Einweihung des Suez-Kanals angestoßen – die Tropfen des Reichsrats gehörten einst zu den teuersten Weinen der Welt.
Es ist kein Zufall, dass ausgerechnet Deidesheim zu einem Hort höchster deutscher Weinkultur wurde: Die Lage im Schutz des Pfälzerwaldes bringt wenig Niederschläge und eine hohe Sonnenscheindauer mit sich – ein fast mediterranes Klima, in dem Feigen, Mandeln, Bitterorangen und natürlich der Wein gedeihen. So wurden bei Ungstein, rund zehn Kilometer nördlich von Deidesheim 4,5 Millionen Jahre alte Reste von Wildreben gefunden. Den Kulturweinbau brachten die Römer, in Deidesheim wurden Weinamphoren und eine Glaskanne in Fassform gefunden.
Im Mittelalter gehörte der Ort im Wesentlichen dem lothringischen Adligen Erimbert und dessen Nachfahren – darunter einige Grafen von Metz , oberlothringischen Herzögen und Saliern – bis das Domstift von Speyer 1086 Eigentümer wurde, samt der um 700 erstmals erwähnten Weinberge. Mit dem so genannten „Ungeld“, einer Steuer auf Wein, wurden Bau und Instandhaltung der Stadtmauer finanziert. Das Stadtrecht erhält man 1395, es folgen Kriege, Plünderungen und Brände. Der Weinbau bleibt die Konstante: 1504 wird die Rebsorte Gänsfüßer verzeichnet, es ist die früheste Nennung einer Rebsorte in Deidesheim.
Seine Blütezeit erlebt das Städtchen aber zu Beginn des 19. Jahrhunderts: 1802 produziert hier der Gutsbesitzer Andreas Jordan als erster Qualitätswein nach strengen Auslesekriterien und führt die Spätlese ein. Jordan verwendet auch als erster Jahrgang, Rebsorte und Lagenbezeichnung zur Kennzeichnung seiner Weine und setzt damit den Trend, der Deidesheim weltweit berühmt macht. 1848 stirbt Jordan, sein enormer Besitz wird im Zuge der „Jordanschen Teilung“ aufgeteilt: es entstehen die Weingüter Geheimer Rat Dr. von Bassermann-Jordan, Reichsrat von Buhl und Dr. Deinhard. Auch Jordans Erben engagieren sich für den Weinbau: Jordans Enkel Ludwig Bassermann-Jordan hatte großen Anteil an der Neufassung des Weingesetzes von 1909 und war maßgeblich an der Gründung des „Vereins der Naturweinversteigerer der Rheinpfalz“ beteiligt, dem heutigen Verband der Prädikatsweingüter VDP.
Franz Armand Buhl, ein weiterer Nachfahre, war Gründer und Präsident des deutschen Weinbauverbandes und Hauptverfasser des Reblausgesetzes 1873. Quer durch Deidesheim kann man noch heute die Zeugnisse dieser großen Zeit sehen: Das Weingut Bassermann-Jordan im 1770 erbauten Ketschauer Hof, das alte Schloss, das einstige Spital oder das Gasthaus zu Kanne, das einst als Anwesen der Zisterzienser errichtet wurde und seit 1374 nachgewiesenermaßen als Gasthaus betrieben wird – das älteste der Pfalz. Die Weingeschichte von Deidesheim aber lässt das 1986 eröffnete Museum für Weinkultur im Historischen Rathaus lebendig werden. Eine touristische Auszeichnung erhielt Deidesheim im Jahr 2009: Das alljährlich im August stattfindende Weinfest in den Winzerhöfen wurde zum schönsten Weinfest der Pfalz gekürt.
Hotel- und Gastronomie-Empfehlungen finden Sie auf der Seite des Deutschen Weininstituts.