Wormser Liebfrauenstift-Kirchenstück
Worms ist Weinstadt seit die Römer an den Rhein kamen. Im Mittelalter lobt das Nibelungenlied den guten Wein am burgundischen Königshof in Worms. Die Vorliebe für diese Weine übertrug sich in den folgenden Jahrhunderten auf alle geistlichen und weltlichen Regenten in Worms.
Mitten in den Weinbergen steht die Pfarrkirche „Liebfrauen“ – eine gotische Basilika wie aus dem Bilderbuch. Von 1267 bis 1465 wurde sie erbaut, vor allem als Stifts- und Wallfahrtskirche. Dem lebensgroßen Madonnenbild aus dem Jahr 1460 wurden Wunder zugeschrieben und schnell wurde das Bildnis Ziel einer großen Marienwallfahrt.
Den Pilgern zum Wallfahrtsort Liebfrauenstift kredenzten die Mönche der Legende nach den Wein, der um die Kirche herum wuchs. Und der kam den Pilgern so gut vor, als schmeckten sie „die Milch unserer lieben Frau“. Die Lage wurde, so sagt es die Legende, daraufhin „Liebfraumilch“ benannt. Schriftlich erwähnt wurde der Name erstmals in einem Reisebericht des Engländers Maximilien Mission aus dem Jahr 1687 – der Name Liebfraumilch und der mit ihm verbundene deutsche Wein vom Rhein trat von hier aus seinen Siegeszug um die Welt an.
England war ein wichtiger Exportmarkt der Wormser Winzer, insbesondere des Weinhandelshauses P. J. Valckenberg. Valckenberg nennt sich das älteste familiengeführte Weinhandelshaus in Deutschland (gegründet 1786); dem zu Valckenberg gehörenden Weingut Liebfrauenstift gehören 90% der Weinbergslagen rund um die Liebfrauenkirche. Es gibt noch weitere vier Mitbesitzer in dieser Lage: die Wormser Weingüter Schembs, Spohr und Männchen sowie das Weingut Gutzler aus Gundheim.
Bereits Mitte des 19. Jahrhunderts exportierte Valckenberg seine Original-Liebfraumilch und Weine anderer Spitzenlagen auf alle Kontinente. Er war der erste bedeutende Exporteur deutscher Weine bis zum Ersten Weltkrieg. Es war nicht selten, dass noch um die folgende Jahrhundertwende Liebfraumilch zu den Kostbarkeiten auf internationalen Weinkarten zählte und um einiges teurer angeboten wurde als große Gewächse aus Bordeaux.
Der Name „Liebfraumilch“ selbst war nicht geschützt – 1834 schrieb der Weinbaupionier Philipp Bronner die Regel nieder, die damals galt: „… man sagt, nur so weit der Turm seinen Schatten werfe, wachse die eigentliche Liebfrauenmilch.“
Fehlende Gesetze ermöglichten es Winzern und Weinhändlern vom Rhein, ihre Weine ebenfalls mit dem Etikett Liebfraumilch anzubieten, was aufgrund des knappen Angebots des Originals zu einem schwunghaften Handel führte.
Daher entschloss man sich 1908 im Haus Valckenberg nach der Freigabe des Namens Liebfraumilch, die Herkunft der Original-Liebfraumilch zu schützen. Seither führt diese Lage den Namen Liebfrauenstift-Kirchenstück; sie umfasst 14,3 Hektar Rebfläche und ist als Spitzenlage „Großes Gewächs Rheinhessen“ des VDP klassifiziert. Und natürlich wächst hier vor allem eine Sorte: der Riesling.
Hotel- und Gastronomie-Empfehlungen finden Sie auf der Seite des Deutschen Weininstituts.